Wir haben doch keine Zeit …

Wir alle haben keine Zeit. Dabei hat jeder Tag 24 Stunden. Die Frage lautet also: Was tun wir mit unserer Zeit? Unser Vorschlag: Zeit für andere nehmen. Dies ein großes Werk der Barmherzigkeit in unserer Welt. Das geht nicht? Doch, denn Zeit folgt auch der Logik der Barmherzigkeit: Wenn wir etwas von unserer Zeit verschenken, bekommen wir unendlich viel mehr zurückgeschenkt. Neugierig? Dann probiere das gleich mit der heutigen Challenge aus!

Wir haben doch keine Zeit!

Gesundheitsminister Jens Spahn hat es kürzlich eingeräumt: Gerade in den Pflegeberufen gab es eine Spirale der Arbeitsverdichtung, bei der immer weniger Pflegende immer mehr Arbeit übernehmen mussten. Spürbar wird das zum Beispiel in unseren Krankenhäusern. Da fehlen Pflegerinnen und Pfleger und deshalb mangelt es vor allem an einem: Zeit. Oft bleiben dem Pflegepersonal nur wenige Minuten für einen Patienten. Die Zeit reicht geradeso aus, um das nötigste an Körperpflege und medizinischer Grundversorgung zu gewährleisten. Zeit für Gespräche, wie es dem Kranken geht, was ihn bewegt oder wie er sich fühlt, bleiben nicht. Und vielleicht ist diese Situation symptomatisch für unsere Gesellschaft und unsere Epoche: Wir haben keine Zeit. 

Zeit ist da

Aber um genau zu sein, haben wir schon Zeit – jeden Tag 24 Stunden, das sind 1.440 Minuten und 86.400 Sekunden. Davon schlafen wir rund sieben Stunden. Also bleiben uns weitere siebzehn Stunden Zeit zur Verfügung, die wir nutzen können. Davon verbringen wir im Schnitt mittlerweile fast zweieinhalb Stunden in den Socialmedia-Kanälen, sprich vor dem Computer, dem Tablet oder dem Smartphone. Die Frage lautet also: Was machen wir mit unserer Zeit?

Zeit für andere

Ein Türöffner können Worte aus dem Lukas-Evangelium sein. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist“ (Lk 6,36). Barmherzigkeit bedeutet so viel wie ein liebevolles Herz haben. Wir sollen also unser Herz nach dem Herzen Gottes formen. Die Kirche kennt sieben sogenannte leibliche und sieben geistige Werke der Barmherzigkeit. Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote bestatten sind die leiblichen Werke. Die sieben geistigen Werke sind: Irrende zurechtweisen, Unwissende lehren, Zweifelnden recht raten, Trauernde trösten, Lästige geduldig ertragen, denen, die uns beleidigen, gern verzeihen und für Lebende und Tote beten.

Ein neues Werk der Barmherzigkeit

Zugegeben, das sind ganz schön viele. Interessant ist aber, was der ehemalige Ökumenebeauftragte des Papstes, der deutsche Kardinal Walter Kasper einmal in einem Interview sagte: „Zeit haben ist ein großes Werk der Barmherzigkeit in unserer aufgeregten Welt. Sonst wachsen geistige und geistliche Armut, Beziehungsarmut, Orientierungslosigkeit.“

Zeit zu haben für jemanden kann also zu einem großen Werk der Barmherzigkeit werden. In der Fastenzeit sollten wir uns Zeit nehmen. Zeit nehmen für Gott, im Gebet und in der Stille oder indem wir eine Viertelstunde in der Heiligen Schrift lesen. Und wir sollten uns Zeit nehmen für Menschen. Und hier mangelt es nicht an Möglichkeiten. Viele Menschen in unseren Krankenhäusern, Altenheimen und sozialen Einrichtungen warten Tag für Tag vergeblich auf Besuch. Jeder von uns kennt Menschen, die sich freuen würden, wenn wir uns mal wieder bei ihnen melden oder wenn wir ihnen etwas von unserer Zeit oder unserer Aufmerksamkeit schenken.

Zeit hat eine eigene Logik

Ein Tipp kommt dabei von Jesus, der uns zusagt: „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden.“ (Lk 6,38). Die Rechnung Jesu ist einfach: Wenn wir etwas von unserer Zeit verschenken, bekommen wir unendlich viel mehr zurückgeschenkt. Diese Zeit kann man nicht mit Geld verrechnen, sondern sie folgt der Logik der Barmherzigkeit, der Logik eines liebevollen Herzens. Wenn wir unser Herz für andere öffnen, kann Liebe aus uns herausströmen und sie strömt gleichzeitig in viel größerer Fülle wieder in unsere Herzen hinein!

Arsch-hoch-Challenge des Tages

Verschenke heute fünfzehn Minuten deiner Zeit an einen Menschen, der diese Zeit besonders braucht! Es kann jemand aus der Familie sein oder auch eine Person, die du nicht kennst, aber von der du glaubst, dass sie niemanden hat, der ihr gerne Zeit schenken möchte. Und noch ein Tipp: Wenn du heute aus irgendeinem Grund wirklich keine fünfzehn Minuten Zeit verschenken kannst, dann verschenke dreißig! …

Raus aus den Federn, rein in die Challenge – ist ja schließlich Fastenzeit.

Autor: Fr. André Kulla OMI
Sprecherin: Christina Wilkes

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