Vom amtlichen und öffentlichen Christ-Sein

Mit der Taufe wird es für Christen offiziell: Wir gehören zur Gemeinschaft von Jesus Christus. Der wurde auch getauft – von Johannes. Seitdem wissen alle: Jesus ist der Sohn Gottes. Der, auf den die Menschen warten. Also eigentlich… wie bei uns!

„Frohe Weihnachten!“ Wie lange hast du das noch gesagt, wenn du Menschen getroffen hast. Bis zum 27. Dezember? Oder zum 28.? Spätestens mit dem Jahreswechsel hat sich bei den meisten von uns wohl auch der Spruch geändert – in „Frohes neues Jahr“. Dabei wäre „Frohe Weihnachten“ eigentlich noch passend – denn für uns Christen endet die Weihnachtszeit in diesem Jahr erst am Sonntag. Dann feiern wir die Taufe des Herrn – wie immer am Sonntag nach dem 6. Januar.

In der Bibel wird die Taufe Jesu wie so oft mit viel Symbolik beschrieben. Im Lukasevangelium heißt es, dass sich der Himmel öffnete und der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Jesus herabkam. Eine Stimme schallte aus dem Himmel und sagte: „Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Lk 3, 21f)

Gott gibt seinem Sohn hier ein Versprechen. Er ist das Fundament, auf dem alles aufbaut. Mit ihm wird es nicht wacklig unter den Füßen – auch wenn es drumherum mal ziemlich stürmisch wird. Und Gott offenbart Jesus hier ganz öffentlich und offiziell als seinen Sohn.

Die Taufe bleibt

Eigentlich war das auch bei unserer Taufe so. Mit dem ersten Sakrament wurden wir in die Familie Gottes aufgenommen. Wir haben das Versprechen bekommen, dass es ein festes Fundament unter unseren Füßen gibt. Und amtlich wurde es mit unserer Taufe auch: Seitdem sind wir Christen. Ganz offiziell. Seitdem weiß es jeder.

Ja gut, also die meisten… Und manchmal sind wir vielleicht auch ganz froh, dass es bei unserer Taufe nicht ganz so öffentlich zuging wie bei Jesus. Zeugnis geben, die frohe Botschaft verkünden – so ganz einfach ist das ja nicht, zumindest nicht immer.

Ein Pastor aus dem Bistum Hildesheim in Niedersachsen hat ein schönes Bild dafür gefunden: Er hat die Taufe mit einem Wasserzeichen auf Papier verglichen. Egal wie viel wir auf das Papier draufschreiben, es bekritzeln, beschmieren oder sehr kunstvoll bemalen – ÜBERmalen und ÜBERschreiben können wir das Wasserzeichen nie. Es ist immer da. Und wenn wir das Papier gegen das Licht halten, dann sehen wir das Wasserzeichen auch. Dann sieht es jeder. Ganz offiziell.

So steckt in der symbolträchtigen und beeindruckenden Taufe von Jesus auch ganz viel, das zu uns und unserer Taufe passt. 

Gott und Mensch

Und das beschreibt auch eine zweite Teststelle über Jesu Taufe in der Bibel. Dieses Mal nicht im Lukasevangelium, sondern bei Matthäus. Da heißt es, dass Johannes, der Jesus im Jordan tauft, ganz irritiert und demütig war. ER sollte Jesus taufen? Müsste es nicht andersrum sein? Schließlich ist Jesus Gottes Sohn – wie soll ER, Johannes, denn würdig sein, diesen großen Mann, den Retter, zu taufen? Und noch eine Frage stand im Raum: Warum braucht Jesus überhaupt die Taufe – er ist doch Gottes Sohn? Für Jesus stellten sich diese Frage nicht. Für ihn war die Taufe durch Johannes völlig klar. Er sagte: „Lass es nur zu. Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ (Mt 3,15)

Die Erzählungen über Jesu Taufe zeigen seine zwei Seiten: Die große Offenbarung aus dem Himmel. Die offizielle Verkündigung, dass ER Gottes Sohn ist. Und gleichzeitig ist Jesus Mensch. Wie du und ich. Einer, der sich taufen lässt wie jeder und jede andere auch.

Wenn wir am Sonntag also das Fest der Taufe des Herrn feiern, können wir uns auch an unsere Taufe erinnern. Ganz offiziell und amtlich. 

Autorin und Sprecherin: Christina Wilkes

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